Vom 11. bis 12 Mai 2011 fand in Manchester (UK) die internationale Konferenz über Fahrzeugdiebstähle statt. Ausrichter der Konferenz, die in den Räumlichkeiten des berühmten Fussballstadions von Machester United stattfand, war die IAATI (UK). Als einziger deutscher Teilnehmer brachte diese Tagung für mich wieder einmal eine Menge neuer Erfahrungen und Erkenntnisse, die in meine tägliche Arbeit als Sachverständiger einfließen werden.
Chris McDonold aus den USA, der Präsident der Gruppe IAATI International gab einen Report über die aktuelle Situation der Fahrzeugdiebstähle in den USA.
Stuart James von der Retail Motor Industry Federation sprach über das Sicherheitsproblem bei der Herausgabe von technischen Informationen an Werkstätten. Der englische Gesetzgeber hat vorgegeben, dass alle Werkstätten Zugriff auf alle technischen Informationen haben sollen. Zum Level 1, dem Level für allgemeine technische Informationen haben bisher 90 % der Werkstätten Zugang. Zum Level 2, dem Security Level (hier werden Informationen zu Wegfahrsperren, Schlüsseln etc. von Fahrzeugen gespeichert), haben derzeit nur 10 % der Werkstätten Zugriff. Hier muss beobachtet werden, dass sicherheitsrelevante Daten nicht in die falschen Hände gelangen.
Hans Kooijman aus Holland, Präsident der IAATI Europe zeigte anhand einiger interessanter Fallbeispiele Erfolge bei der Wiederbeschaffung von gestohlenen Fahrzeugen auf.
Superintendent Mike Manley, Leiter der Spezialbehörde Fahrzeugkriminalität von der Nothinghamshire Police referierte über Erfolge bei der Reduzierung von Fahrzeugdiebstählen in seinem Bereich.
Antonio Montanaro aus Italien, Spezialist in der Abteilung für organisierte FZ-Kriminalität von Interpol, sprach über Perspektiven und Vorgehensweisen bei seinen Ermittlungen.
Niclas Antonsson aus Schweden berichtete über einen interessanten Zusammenhang zwischen gestohlenen Fahrzeugen und dem Verkauf von Einzelteilen aus zerlegten Fahrzeugen.
Der Fahrzeugdiebstahl wurde auch einmal aus der Perspektive von zwei Ermittlern der Versicherungsbranche, Paul Ewen und Stephen Cantello von der Coswold Group, erläutert.
Über Beispiele von Versicherungsbetrug mittels falscher oder manipulierter Fahrzeugschlüssel berichtete Bill Hurr von der Ambersett Consultancy, einem privaten Ermittlungsbetrieb.
Am Donnerstag, den 12. Mai fanden Ehrungen von Personen statt, die sich im Laufe der letzten Jahre in der Ermittlungsarbeit über FZ-Diebstähle besonders verdient gemacht haben. Dies sind in der Hauptsache Polizisten, die sich durch besonderen Einsatz und Gespür auszeichnen.
Über das Aussehen von Führerscheinen unterschiedlicher Nationalitäten und den besonderen Erkennungsmerkmalen berichtete Paul Giles von der Behörde für nationale Dokumente.
Professor Richard Wortley von dem Jill Dando Institut, welches sich mit der Wissenschaft über Sicherheit und Kriminalität beschäftigt, berichtete über Aspekte zur Verhinderung von FZ-Diebstählen. Hier wurden u.a. besondere Orte in Großstädten statistisch untersucht, an denen häufige FZ-Diebstähle stattgefunden haben.
Barry Hancock gab einen internationalen Überblick über die unterschiedlichen Wege, die gestohlene Fahrzeuge nehmen. Hier wurden interessante Plätze genannt, wo die Fahrzeuge verschifft werden und wohin die Fracht dann geht.
Ein besonderes Highlight der gesamten Tagung war der Beitrag eines Kollegen, der mit italienischem Temperament eine Powerpoint Präsentation über gefälschte Dokumente aller Art vorstellte. Dieser auf italienisch gehaltene Vortrag wurde hervorragend übersetzt durch seinen Kollegen Antonio Montanaro von Interpol.
Dies war nur ein kleiner Auszug über die unterschiedlichen und sehr interessanten Vorträge auf dieser Tagung. Die nächste interessante Veranstaltung ist die Tagung der ISP 4 Europ, die Mitte Juni 2011 stattfindet.